Menschen / Einblicke

„Weil mein Mann ein leidenschaftlicher Radfahrer war“

Kristen Schubert verlor letztes Jahr ihren Mann Frank bei einem Unfall im Westerwald. In diesem Beitrag erzählt sie uns, warum sie den Radentscheid unterstützt – auch im Namen ihres Mannes.

Ich unterstütze den Radentscheid, weil mein Mann ein leidenschaftlicher Radfahrer war. Mit 46 Jahren ist er im Frühjahr 2019 auf einer längeren Rennradtour von einem Auto von hinten überfahren worden – mein Mann, der jahrelang bei jedem Wind und Wetter mit dem Fahrrad zu seiner Arbeitsstelle von Bonn nach Brühl gependelt ist, der unzählige Rennradtouren mit Vereins- und nicht-Vereinsfreunden genossen hat, der hunderte MTB-Touren durchs Siebengebirge und weiter gefahren ist und fast alles in der Stadt mit dem Fahrrad erledigt hat.

Frank Mödinger mit dem Rennrad am Rhein

Er war tief davon überzeugt, dass Veränderungen und Verbesserungen der Radstrukturen in Bonn und zwischen Bonn und Köln nicht nur notwendig, sondern auch möglich sind. Daher hat er sich immer aktiver bei den wachsenden Bewegungen vieler Radpendler, Stadtradler und Radsportler engagiert. Er erlebte mit Begeisterung, wie immer mehr Menschen an den monatlichen Critical-Mass-Ausfahrten durch die Stadt teilgenommen haben und war sofort dabei, aktiv Unterschriften für die Volksinitiative Aufbruch Fahrrad im 2018 und Anfang 2019 zu sammeln. Somit wurden (und werden) Forderungen auf Kommunal- und Länderebenen immer deutlicher und konkreter!

Die Position meines Mannes ist auch genau meine Position: Durch Radfahren tun wir so viel richtig Gutes für unsere Gesundheit und für unser Klima. Die Initiative des Radentscheids – die Forderung nach umfassendere Verkehrssicherheit für alle Verkehrsteilnehmenden – war ebenfalls schon lange ein besonders starkes persönliches Anliegen meines Mannes. So manche brenzlige Situation, die er auf den Straßen auf dem Weg zur Arbeit erlebt hatte, hat ihn vor ein paar Jahren dazu bewegt, ein Gravelbike anzulegen, damit er auf Feld(um-)wege ausweichen konnte. Wir (mein Mann, unsere älteste Tochter und ich) waren auch dabei, als im Jahre 2013 eine Schweigeausfahrt zum Ghostbike am Verteilerkreis in der Nähe des Bonner Bogens gemacht wurde.

Somit steht meine Unterstützung der Initiative Radentscheid heute auch in seinem Namen: Frank Mödinger.

10 Kommentare

  • Irma sagt:

    Die Geschichte macht mich sehr betroffen! Wir, mein Mann und ich, sind auch begeisterte Alltagsradler.
    Aber die Autofahrerlobby ist sehr stark und wenn sie hier mit 100 km/h über die Feldwege brettern, da wird einem bewusst: diese Autofahrer tragen Waffen!

  • Annette Quaedvlieg ADFC sagt:

    Liebe Kristen Schubert,
    ich erinnere mich gut an die Nachricht über den Tod Ihres Mannes Frank Mödinger. Ich bin selbst Rennradfahrerin und im ADFC Bonn/Rhein-Sieg aktiv. Ich kannte ihren Mann nicht persönlich, aber eine Freundin von mir ist mehrfach mit ihm zusammen Rennrad gefahren und mir ihr habe lange darüber gesprochen.
    Es waren jedesmal entseitzlich traurige Momente für mich und für uns, wenn wir auf Wunsch der Angehörigen weiße Gedenkräder für tödliche verunglückte Radfahrer und Radfahrerinnen aufgestellt haben. Zuletzt war das für die junge chinischische Studentin in Bonn, die von einem abbiegenden Lastwagen getötet wurde. 2017 für einen knapp 50-jährigen Rennradfahrer, der in der Nähe von Oberpleis von einem Auto von hinten überfahren wurde.
    Es ist so unendlich furchtbar, wenn ein geliebter Mensch so grausam und plötzlich aus dem Leben gerissen wird. Ich fühle zutiefst mit Ihnen.
    Annette

  • Heiko Dalljo sagt:

    Liebe Kristen,
    ich kann sehr gut nachfühlen, wie sehr euch der Tod deines Mannes, Vaters und eurer ganzen Familie getroffen hat. Ich hoffe, Ihr habt wieder so gut es geht ins Leben zurückgefunden. Ich glaube auch, daß dir das, was Du in der Fortsetzung seines Engagements leistest, sicher weiterhelfen wird. Ich hatte diese Möglichkeit nicht, mir hat dann aber eine Trauergruppe sehr, oder vielmehr, wir hatten uns in einer Trauergruppe ein Stück weit helfen können. Ich wünsch dir viel Freude und Erfüllung in deinem Einsatz für die Radler.

    Mit sehr viel Mitgefühl
    Heiko

  • Heiko Dalljo sagt:

    Nachsatz zu meinem Kommentar:
    Es geht ja in allen Regionen Deutschlands unterschiedlich wild, gefährlich und benachteiligend für alle Unmotorisierten zu.
    Das zu ändern, schafft diese Neuregelung niemals.

    Und dir, liebe Kristen und euren Kindern, wünsche ich nochmals eine gute Zukunft mit neuem Glück an neuen offenen Horizonten

    Heiko

  • Roland sagt:

    Als Rad- und Arbeitskollege habe ich Frank gleichermaßen sehr geschätzt! Seine Begeisterung fürs Rad hat er gelebt, wie ich es kaum von jemand anderem kenne. Auch sein Engagement, unser aller Hobby und Sport sicherer zu machen, habe und werde ich weiterhin sehr schätzen.
    Wie auch Frank fahre ich gerne mit dem Rad von Troisdorf nach Brühl, wenngleich Frank deutlich konsequenter und robuster bei schlechter Witterung war! Nicht nur im Berufsverkehr, sondern auch bei sportlichen Ausfahrten oder der Radtour mit der Familie, erlebe ich regelmäßig die Rücksichtslosigkeit der Autofahrer. Einerseits ist es wichtig, das Verkehrsnetz für Radfahrer auszubauen, andererseits fordere ich empfindlich hohe Strafen für rücksichtslose Autofahrer. Auch wenn nun der vorgeschriebene Abstand zum Rad gesetzlich vergrößert wurde, fehlt mir einfach die Kontrolle und das Umsetzen von Strafen bei Missachtung. Hier kann und muss noch viel getan werden!

  • Joas Kotzsch sagt:

    Ich denke immer wieder an ihn und sein Schicksal. Wir haben uns morgens meist kurz hinter der Mondorfer Fähre immer wieder getroffen und sind dann gemeinsam bis Wesseling gefahren …

  • Katja und Frank Niemeyer sagt:

    Frank und sein Engagement für die Verkehrssicherheit von Radfahrern und den Klimaschutz sind nicht vergessen. Genau dafür stand er ein. Sein Leben ging viel zu früh zu Ende. Seine Überzeugung lebt noch weiter. Deswegen ist es uns umso wichtiger, dafür einzutreten, dass es im Straßenverkehr ein gleichberechtigtes miteinander aller Teilnehmer gibt. Durch sein Vorbild hat Frank viele aus ihrer Komfortzone geholt – auch uns – und er tut es noch immer. Dank ihm melden wir uns hier zu Wort und unterstützen den Radentscheid.

  • Andrea und Frank sagt:

    Liebe Kristen, mit deinem berührenden Beitrag hast du Frank ein Denkmal gesetzt, womit er noch viel erreichen wird!

  • Sabine und Dirk sagt:

    Noch immer ist es unfassbar, dass Frank letztes Jahr sein Leben bei einem Radunfall verloren hat. Sein Geist begleitet immer bei den Ausfahrten mit dem MTB im 7-Gebirge, nicht zuletzt weil er einer derjenigen war, die mich als Neuling zum MTB-Fahren gebracht haben. Hier wirkt seine immer so begeisternde und mitreißende Art weiter.
    Dein Engagement, liebe Kristen, für die Verkehrssicherheit von Radfahrern ist bemerkenswert. Ich denke, dass Frank sich sehr gefreut hätte, zu wissen, wie viele Menschen das sichere Radfahren in Bonn jetzt auch mit einer Stimme für den Radentscheid unterstützen.

  • Mathias Zielinski sagt:

    Liebe Frau Mödinger,

    beim Aufräumen habe ich heute eine kleine Telefonliste meiner damaligen Renault Kollegen wiederentdeckt. Frank war mein Kollege und Vorgesetzte bei Renault als ich damals Praktikant war. Frank ist immer mit dem Fahrrad zur Arbeit von Bonn nach Brühl gekommen. Ich fand das damals verrückt und gleichzeitig bewundernswert. Frank hat mich fürs Fahrradfahrer begeistern können.

    Geschockt habe ich heute die Traueranzeige im Internet gefunden. Ich kann gar nicht in Worte fassen, wie traurig und wütend ich bin und welchen Kummer Sie erfahren mussten. Das tut mir sehr leid und ich hoffe, dass diese kleine Anekdote, Ihnen vielleicht ein bißchen Freude macht. Ich werde jedenfalls Frank als einen tollen Kollegen in Erinnerung halten und wäre gerne befreundet mit ihm gewesen. Zu kurz war die Zeit.

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