Umsetzung

Auf zehn Velorouten durch Bonn

ADFC und Radentscheid schlagen vor, zehn Velorouten durch Bonn in den Fokus zu nehmen und zügig zu realisieren. Nur so werden gute Fahrradverbindungen erlebbar und zunehmend genutzt. Diese Routen sollen Fahrradverkehr bündeln, Konflikte mit anderen Verkehrsformen reduzieren und dem Gefühl entgegenwirken, in Bonn würden Radfahrende überall bevorzugt. Dafür braucht es einen Strategiewechsel in der Verwaltung. Statt an vielen Einzelstellen Radspuren, -straßen und -wege einzurichten, sollte entlang einiger ausgewählter Routen Strecke gemacht werden. Um die Akzeptanz dieses Vorschlags zu erhöhen, wenden sich ADFC und Radentscheid auch an alle Verkehrsträger und Interessensverbände.

Mit dem Fahrrad-Hauptroutennetz in Bonn, das der Stadtrat im Dezember 2023 beschlossen hat, haben wir einen wichtigen Schritt zu unserer ersten Forderung im Radentscheid erreicht: Ein Netz durchgehender Radrouten, das die Ortsteile verbindet. Dieser Plan wird von der Verwaltung herangezogen, wenn Straßen auf Grund von Kanalbau oder Oberflächenerneuerung überarbeitet werden. Dann sollen auf den Haupt- und Pendlerrouten immer auch die Bedürfnisse des Radverkehrs berücksichtigt werden. So entstehen einzelne Abschnitte, die nicht verbunden sind. Ähnlich ist es bei den Fahrradstraßen, die vorwiegend auf den Hauptrouten eingerichtet werden sollen. Es entstehen an mehreren Stellen gute Teilstrecken aber keine durchgehenden Routen, auch in absehbarer Zeit nicht.

Daher fordert der Radentscheid zusammen mit dem ADFC, an zehn wichtigen Velorouten zu arbeiten. Wir glauben, dass man priorisiert entlang einiger wichtigen Routen Radinfrastruktur bauen sollte, damit durchgängige, sichere und intuitiv nutzbare Radrouten erlebbar werden. Wir stellen uns vor, dass die Velorouten durchgängig und leicht verständlich beschildert sein werden und haben sie ähnlich einem U-Bahn-Plan visualisiert. Wir denken, die Idee ist so leichter vermittelbar und der Plan bietet eine gute Orientierung.

Zehn Velorouten durch Bonn

In Bonn gibt es an vielen Stellen Teile eines Fahrradnetzes. Darunter sind Strecken, die zwar teilweise nicht ausreichend sicher und leicht nutzbar gestaltet sind, aber immerhin über eine längere Distanz durchgehend verlaufen. Beispiele sind die Radrouten beidseits des Rheins oder entlang der Bahnstrecken. Aber bei vielen Verbindungen hört der Radweg immer wieder unvermittelt auf, Engpässe machen das Radfahren gefährlich und Kreuzungen sind schwer zu überwindende Hindernisse. Geübte Radfahrer kommen damit klar. Wenn das Fahrrad aber zur Mobilitätsoption für viele werden soll, müssen Angststellen und Lücken beseitigt werden.

In enger Zusammenarbeit mit dem ADFC haben wir aus dem beschlossenen Hauptroutennetz die wichtigsten Verbindungen herausgefiltert. Wir sehen sie als sinnvolles erstes Zwischenziel auf dem Weg zum beschlossenen Gesamtnetz. Neben der Auswahl der Ortsteilverbindungen mit dem größten Potential haben wir besonders auf Strecken zu Schulen geachtet. Schüler und Schülerinnen sollen das Fahrrad nutzen können und dabei so sicher wie möglich unterwegs sein. Auch waren uns bestehende Strecken wichtig, die Raum für eine sichere Gestaltung bieten.

Wir gehen mit unserem Vorschlag an die Öffentlichkeit und fordern auf, Konfliktpunkte auf den zehn Velorouten zu nennen und Lösungsvorschläge zu machen – gerne in der Kommentarfunktion zu diesem Artikel. Unser Übersichtsplan der Velorouten ist auf Grundlage des Stadtplans gezeichnet. Um den genauen Verlauf zu sehen, ist hier ein interaktiver Stadtplan, in dem man sich die Details vergrößern und das Netz der Haupt- und Pendlerrouten einblenden kann.

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Mobilität lässt sich nur weiterentwickeln, wenn es einen weitgehenden Konsens in der Stadtgesellschaft gibt. Dafür müssen Fuß-, Rad-, Bus-, Bahn, Auto- und Wirtschaftsverkehr berücksichtigt werden. Daher wenden sich ADFC und Radentscheid mit diesem Vorschlag nicht nur an Verwaltung und Politik, sondern auch an die Verkehrsträger und Interessensverbände. Wir suchen den Dialog, um Konfliktpunkte bei den zehn Velorouten zu identifizieren und Lösungsvorschläge zu erarbeiten. Baulich getrennte Wege für die Verkehre von der Stadtbahntrasse bis zum vom Fußweg getrennten Radweg sind das Ideal für konfliktarme Mobilität. Da der Raum begrenzt ist, wird es Kompromisse geben müssen. Das wird auch weiterhin bedeuten, dass wir uns klar werden müssen, ob wir so viele Autos im Verkehrsraum abstellen dürfen oder dieser Raum nicht an einigen Stellen für die verschiedenen Mobilitätsformen gebraucht wird.

geschrieben von Steffen

5 Kommentare

  • J. Holstein sagt:

    Die Stelle, an der Veloroute 4 durch Endenich geht, ist für mich, der ich häufig aus Duisdorf in die Stadt fahre, eher keine Option. Das Messdorfer Feld ist natürlich für das Rad viel angenehmer, aktuell ist ja auch der Herrmann W Ring halb für uns, zumindest bis Frongasse. Ab da wird es dann leider aber abenteuerlich. Entweder würde man uns sicher mit über das Ei lassen, oder die Rampe an der Unterführung umbauen (eh saugefährlich mit der Treppe) und dahinter eine Lösung finden um sicher zur Endenicher Allee zu kommen. Habe hier keine Traumlösung parat, das bleibt unbefriedigend.

  • Frank T. sagt:

    Route 10 aus Kessenich kommend sollte in Richtung Innenstadt fortgeführt werden – ab Eduard-Otto-Str. über Franz-Lohe-/August-Bier-/Oskar-Walzel-Strasse zum Bahnübergang Lessingstrasse. Dieser Abschnitt ist bereits als Fahrradstrasse ausgewiesen.

  • Herand Müller-Scholtes sagt:

    Städte müssen die Straßen so verkehrssicher machen, dass alle Radfahrer die Straßennetze gefahrlos nutzen können. Darauf sollte auch der ADFC hinwirken. Sind die Radfahrer von den Straßen auf Extranetze verteilt, hat der Autoverkehr, der ersetzt werden soll wieder mehr Raum, schlecht für alle, da kein Geld für Radnetze die nächsten Jahre da sein wird, Straßensanierungen stehen an, Gebäudesanierungen, Schul- und Kita, kommunaler Wohnungsbau, Schwimmbad- und Kulturbausanierung. Wenn Radfahren durch Radnetze nicht selbstverständlich wird, bleiben alle Radfahrer gefährdet. In der StVO steht, dass Radfahrer die Straße nutzen und dort gegenseitige Rücksichtnahme erforderlich ist. Für die Radwegeplanung brauchen wir zu viel Zeit und Geld, das besser in Kontrollen und Brückensanierungen geht. Das kommt auch dem ÖPNV, mit Bussen und Bahnen zugute. Die Haushaltssituation und der Zeitdruck läßt daher keine Radnetze zu, laßt uns endlich von Klein bis Groß die gut ausgebauten Straßennetze nutzen. Ich möchte nicht länger warten dort sicher Rad zu fahren!

    • Martin Pelzer sagt:

      Hallo Herand,
      so ganz kann ich Deinem Kommentar nicht folgen. Unsere vorgeschlagenen 10 Velorouten liegen auf Straßen. Wir möchten nicht abseits des bestehenden Straßennetzes ein neues Verkehrsnetz errichten. Wir möchten darauf hinwirken, dass Straßen umgestaltet werden, um sicherere Infrastruktur zu erreichen – z.B. durch abgetrennte, sichere Radwege auf Hauptverkehrsstraßen, durch Fahrradstraßen in Nebenstraßen oder durch Umgestaltung von Kreuzungen.
      Unsere 10 Velorouten sind ein Vorschlag für eine Priorisierung des beschlossenen Radroutennetzes. Irgendwo müssen wir ja mal anfangen, sichere Verkehrsinfrastruktur zu schaffen.
      Gruß,
      Martin vom Radentscheid

  • Cornelius sagt:

    Ich finde das Konzept von zusammenhängenden Routen wirklich sehr gut. Ich bin leider nur etwas pessimistisch, dass es selbst auf diesen größtenteils unwichtigen Routen für den Autoverkehr einfacher wird Verbesserungen für den Radverkehr zu erzielen. Beispielsweise auf der Sebastianstraße (die im Moment einen viel zu schmalen Schutzstreifen, der zusätzlich noch direkt neben den Parkplätzen geführt wird, hat) fällt mir nichts ein außer einen Großteil der Parkplätze zu entfernen, um Verbesserungen zu ermöglichen. Natürlich gibt es aber auch viele konfliktarme Stellen, wie die Radwege an den Gleisen die wirklich deutlich breiter sein müssten.

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