Wenn man viele Stunden an der Adenauerallee steht, kann man vieles beobachten. Insgesamt 1.656 Personen waren zwischen 7:00 und 17:00 Uhr auf Höhe der Unibibliothek mit dem Fahrrad unterwegs. Hochgerechnet auf den Tag sind das ca. 2.500 Radfahrende. Und das am ersten Tag nach einer Regenperiode, an dem man sich noch nicht ganz sicher sein konnte, dass es trocken bleibt. Das sind nicht wenige.
Interessant ist, dass der Autoverkehr auch ohne Stau deutlich langsamer läuft als früher. Damit ist es leiser auf der Adenauerallee und die Barriere, die die vierspurige Straße immer bedeutete, ist durchlässiger geworden. Wir beobachteten viele Fußgänger:innen und Radfahrende, die die Straße überquerten.
Der Stau blieb (weitgehend) aus. Was die Google-Zahlen (siehe hier) gemessen haben, zeigte sich auch an diesem Mittwoch. Lediglich gegen 17:00 Uhr gab es einen kurzen Stau in Richtung Innenstadt. Dabei sind die Ampeln an der Rathausgasse und am Bertha-von-Suttner-Platz die Engstellen.
Und dass nicht nur wir das gut finden, haben uns viele bestätigt, die angehalten und mit uns geredet haben. Diese Radspuren sind ein wirklicher Gewinn für die Stadt. Diese Erfahrungen entlarven die gelben Plakate mit „44 Stunden Zeitverlust“ als Übertreibung und Polarisierungsversuch. Wir fordern die Politiker auf, die endgültige Entscheidung über die Verkehrsaufteilung auf Basis der Fakten zu machen.
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„Ich komme aus Königswinter, fahre jetzt zum dritten oder vierten Mal über die Adenauerallee und finde es toll. Es öffnet die Augen für eine neue Perspektive.“
Josef Lederle, Königswinter
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„Ich wohne hier an der Adenauerallee. Ich fahre hier täglich zig-mal mit dem Fahrrad entlang, zur Arbeit, in die Stadt, ich nutze die Radspur ständig. Seit dem Verkehrsversuch ist das Radfahren an der Adenauerallee deutlich angenehmer und sicherer geworden, sodass ich meine täglichen Wege mit mehr Ruhe und Spaß fahren kann. Ich hoffe, es bleibt so!„
Mareike Neumann
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„Ich fahre hier mit Fahrradanhänger täglich zur Kita und zurück und es war mit dem Schutzstreifen vor dem Versuch ultra nervig, wenn man von den Autos geschnitten wird. Die Radspur sollte unbedingt beibehalten werden!“
Verena Oberlader
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„Die Adenauerallee ist endlich ungefährlich!“
Raimund Gerber
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„Wir fahren jeden Tag hier lang. Früher sind wir auch schon auf der Adenauerallee gefahren, aber mit mehr Angst.“
Timo Bremer
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„Ich finde die Radspuren sehr gut, weil sie das Radfahren sicherer machen.“
Carl Schamel
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„Als Radfahrerin finde ich die breiten Radstreifen total super, weil ich mich viel sicherer fühle und weil man auch mal einen anderen Radfahrer überholen kann. Als Autofahrerin kann ich das Gemecker über die so viel längeren Zeiten nicht nachvollziehen. Ich bin hier auch in der Regel in der Rushhour mit dem Auto unterwegs und wenn ich mal zwei oder drei Minütchen länger brauche, stört mich das nicht.“
Stefanie Ludes
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„Das Sicherheitsgefühl hat auf jeden Fall zugenommen. Es ist auch mehr Abstand zu den parkenden Fahrzeugen möglich. Ich habe leider oft gemerkt, dass noch mehr in die Kreuzungen reingefahren wird, so dass es dann dort eng wird.
Ich kann nicht bemerken, dass der Verkehr insgesamt langsamer geworden ist, da es ohnehin am Koblenzer Tor einspurig wird.“
Rainer
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„Für mich macht es einen riesigen Unterschied, weil ich jeden Tag zum Juridicum fahre. Vorher war es ein ziemlicher Pain hier langzufahen, jetzt kann ich hier unbesorgt fahren. Radfahrende können andere überholen, es gibt genug Platz, einfach super.“
Anna
„Ich habe kein Auto und keinen Führerschein und bin aufs Fahrrad angewiesen. Ich bin vorher nicht über die Adenauerallee gefahren und jetzt ist sie eine Alternative geworden, von 0 auf 100.“
Louisa
„Ich genieße es, dass ich an der Adenauerallee nicht mehr bedrängt werde.“
Anja
„Durch die Poller fühle ich mich sicherer.“
Sandra
geschrieben von Steffen
8 Kommentare
Vielen Dank für eure Aktion! Ich finde es großartig, wenn in Bonn etwas für sicheren Radverkehr getan wird!
Überfällig!
Schade, dass man im Bonn des Jahres 2024 überhaupt noch mit Benzinköpfen von IHK, CDU (und mit Abstrichen auch SPD) über vierspurige Autostraßen innerorts diskutieren muss, als sei es 1965.
Derweil haben sich andere Großstädte und Metropolen rund um den Globus vom Autozentrismus längst verabschiedet.
Was für ein einseitiger Blödsinn. Ich pendele hier seit fast zehn Jahren täglich zur Arbeit – mit dem Rad! Morgens nach Süden bis zur Telekom, nachmittags zurück in die äußere Nordstadt. Nun ist dort mehr Stau und die Radstreifen sind unnötig. Die Anzahl der Radfahrenden ist seit Jahren gefühlt konstant und Alternativen gibt es entlang der Bahnstrecke und am Rhein auch noch zuhauf. Wirklich kein geeignetes Projekt um die Akzeptanz des Radfahrens zu erhöhen. Dabei nehmen die Emissionen durch private Pkw dank immer besserer Abgasreinigung und mehr Elektroautos jährlich ab.
Wenn wir die Fahrradinfrastruktur nur für Menschen machen, die seit langem täglich mit dem Fahrrad über die Adenauerallee pendeln, dann werden wir das Potential dieser umweltfreundlichen Fortbewegungsart nicht nutzen können. Wir brauchen Radwege, die auch weniger geübte und jüngere Radfahrende – etwa die Schüler des Beethovengymnasiums – gefahrlos nutzen können.
Zum Thema der Emissionen der privaten Pkw musste ich tatsächlich selbst recherchieren. Beim Umweltbundesamt habe ich folgende Fakten gefunden:
„Im Schnitt belasten Pkw pro gefahrenen Kilometer heute Umwelt und Klima weniger als in der Vergangenheit. Das hat folgende Gründe: der Gesetzgeber hat stufenweise die Abgasvorschriften für neu zugelassene Pkw verschärft, woraufhin Autohersteller ihre Motoren und Abgastechnik verbesserten….Das Mehr an Verkehr hebt jedoch die bislang erreichten Verbesserungen im Klima- und Umweltschutz zum Teil wieder auf. So hat die Fahrleistung der Pkw zwischen 1995 und 2019 um etwa 21 % zugenommen, auch 2022 lag die Fahrleistung noch fast 6% über dem Wert von 1995.
Obwohl die kilometerbezogenen CO2-Emissionen seit 1995 gesunken sind, haben sich die gesamten CO2-Emissionen des Pkw-Verkehrs bis 2019 erhöht. Neben steigenden Fahrleistungen ist auch der Trend zu größeren und schwereren Fahrzeugen ein Grund für die Zunahme der CO2-Emissionen.
Die Umwelt- und Klimaentlastung im Personenverkehr kann letztlich nicht allein durch technische Verbesserungen am Fahrzeug oder alternative Antriebe erreicht werden. Diese Herausforderung kann nur in Kombination mit Maßnahmen wie einer Erhöhung der Verkehrseffizienz, einer sinkenden Verkehrsnachfrage oder einer veränderten Verkehrsmittelwahl gelöst werden.“
Ich hoffe wirklich man hat den Mut die Veränderungen auch permanent umzusetzen. Ich finde, die Adenauerallee ist durch die Radspur eine der angenehmsten Strecken zum Fahrradfahren in Bonn geworden.
Am 10. Mai (keine kalte Zeit, kein Regen) also 1656 Radfahrende 7 bis 17 Uhr, macht 166, pro Richtung 83 pro 60 Minuten (!) – und das in der verkehrsintensiven Zeit. Mehr nicht, ein Witz. Und wieviele Autofahrende – ja das sind auch Menschen, die das nicht zum Spaß machen – fuhren diese Strecke auf der B 9 pro Stunde in der selben Zeit?! Ich fahre diese Strecke als Wissenschaftler*in oft u.a. zur ULB, meine Kinder zur Schule BG und die Fahrradstreifen waren völlig ausreichend. Doktrinäre Fundies oder Realos: Ihr habt die Wahl – aber bitte nicht AfD…
Ich fahre Auto und Rad auf der Strecke und kann nur sagen: hoffentlich bleibt es so! Die Verzögerung für das Auto ist minimal (danke für die objektiven Daten) und absolut hinnehmbar zumal man bei Regen, Schnee und Wind geschützt im Warmen sitzt. Als Radfahrer hingegen bin ich weder vor dem Wetter geschützt noch vor den Autofahrern die mit über 50 Sachen nur einen Meter an mir vorbeiziehen. Ich würde niemals meinen achtjährigen Sohn ohne diesen Schutzstreifen dort fahren lassen. Niemals!. Mit Schmutzstreifen jetzt schon und so können wir auch als Familie unmotorisierte Fahrten an dieser Strecke machen. So fahre ich weniger Auto und fahrrad wird auch für Familien eine Mobilitätsalternative.
Ich würde mir wünschen, dass die Bonner Autofahrer mal ab und zu aufs Rad steigen und die Position des anderen einnehmen. Ich weiß wie man sich als Auto und Radfahrer fühlt und kann nur sagen: die Aufteilung des öffentlichen Raums ist himmelschreiend ungerecht wenn man es durch beide Brillen betrachtet.
Vielen Dank für eure Aufklärungsarbeit, die Aktion und die tolle Webseite!
Ich wurde hier früher ständig bedrängt durch Autos, die (trotz Corona) nicht verstehen, was 1,5 m Abstand bedeutet. Ich wurde dort sogar schon angefahren. Endlich muss ich davor nun keine Angst mehr haben, denn der durch Poller abgetrennte, breitere Radstreifen erhöht die Sicherheit enorm! Ich hoffe, dieses Konzept bleibt erhalten.