Ideen / Inspiration

Gute Radinfrastruktur direkt hinter der Grenze in Maastricht

Um sich eine Stadt mit guter Radinfrastruktur anzusehen, muss man gar nicht weit fahren: Es reichen gut 120 km bis nach Maastricht! Ich bin dort hingefahren und habe einiges gefunden, was Bonn in Sachen Verkehrsinfrastruktur von Maastricht lernen kann.

Maastricht liegt kurz hinter Aachen, ganz im Süden der Niederlande. Direkt hinter der Stadt beginnt bereits Belgien. Die Stadt ist mit etwa 120.000 Einwohnern deutlich kleiner als Bonn (330.000), hat aber nur eine etwas geringere Bevölkerungsdichte (ca. 2.000 zu ca. 2.300 Einwohner pro km²). Ähnlichkeiten zu Bonn sind der mitten durch die Stadt fließende Fluss – die Maas – als auch die sehr nah am Zentrum mitten durch die Stadt verlaufenden Autobahnen und Schnellstraßen. Im Gegensatz zu Bonn wird in Maastricht der ÖPNV komplett mit Bussen durchgeführt. Stadt- oder Straßenbahnen gibt es nicht. Dafür hat Maastricht wie Bonn einen am Rande der Innenstadt gelegenen Bahnhof.

Wer bereits meine Beiträge zu San Sebastian und insbesondere Utrecht gelesen hat, wird ein paar Aspekte wiedererkennen. Konzentrieren möchte ich mich beim Bericht aus Maastricht insbesondere auf zwei Themen:

  • Das Thema Fahrradparken hat in Bonn durch die Ankündigung der Stadt, an mehreren Stellen automatisierte Radparkhäuser zu errichten, eine gewisse Aktualität.
  • Brücken für Radfahrende sind in Bonn ebenfalls ein Thema. Hier lohnt ein Blick auf Maastricht besonders, da erstaunliche Ähnlichkeiten zu den Gedanken in Bonn bestehen.

Tolle Radparkhäuser in Maastricht

Tritt man in Maastricht aus dem Bahnhofsgebäude, so steht man direkt vor dem Eingang zur größten Rad-Tiefgarage der Stadt. 3.000 Räder können hier unter dem Bahnhofsvorplatz abgestellt werden. Die Garage ist bewacht und verfügt über eine Werkstatt, in der man sein Rad warten und reparieren lassen kann. Die ersten 24 Stunden parkt man – wie in allen Maastrichter Rad-Garagen – kostenlos. Dadurch soll anscheinend die Anreise mit dem Fahrrad gefördert werden. 

Einfahrt der Rad-Garage am Maastrichter Bahnhof mit 3.000 Stellplätzen

In der Maastrichter Innenstadt gibt es noch zwei weitere bewachte Rad-Garagen – eine am Maasufer (375 Stellplätze) und eine direkt am Marktplatz (300 Stellplätze). Beide sind ebenfalls bewacht und mit einer Werkstatt ausgestattet. Am Marktplatz liegt die Garage nicht unterirdisch, sondern in einem Innenhof. D.h. man schiebt sein Rad einfach durch eine Toreinfahrt in die Garage.

Einfahrt Rad-Parkhaus an der Maas (Räder werden durch die Rinnen an den Seiten geschoben)

Alle drei Garagen werden rege genutzt. Ich war wochentags in Maastricht und nachmittags war die Bahnhofsgarage zu zwei Dritteln belegt. Bei beiden anderen Garagen musste ich jeweils etwas warten, um ein Foto machen zu können, da immer wieder Menschen Fahrräder hinein- und hinausschoben. Es ist in Maastricht offensichtlich üblich, den Weg in die Innenstadt zu radeln, da die Menschen wissen, dass sie ihr Rad sicher abstellen können und es nicht gestohlen wird.

Einfahrt Rad-Parkhaus am Markt mit 300 Stellplätzen

Zusätzlich zu diesen drei bewachten Radgaragen existiert noch eine unbewachte am anderen Ende der Innenstadt am Vrijthof. Hier wurde ein Teil der Auto-Tiefgarage zu einer Rad-Tiefgarage mit 300 Stellplätzen umgebaut. Für diese Rad-Garage existiert eine eigene, vom Autoverkehr getrennte Rampe, über die Fahrräder geschoben werden können.

Auf dem folgenden Foto sieht man einen der zwei Gänge der Rad-Garage am Vritjhof. Dies vermittelt einen Eindruck, auf wie wenig Platz man Stellplätze für 300 Räder unterbringen kann, insbesondere wenn man – wie in den Niederlanden üblich – Doppelstockparker verwendet. Auf die Fläche eines PKW-Stellplatzes bekommt man gut 10 Fahrräder. Bedenkt man, dass zusätzlich die Gänge zwischen den Stellplätzen schmaler sein können als bei Auto-Garagen, reden wir bei einer Garage für 300 Fahrräder von einem Flächenbedarf einer PKW-Garage mit unter 30 Stellplätzen. Im Gegensatz zu PKW-Garagen sind Rad-Garagen deutlich weniger flächenintensiv. Steht man in der Garage am Vrijthof wird das besonders deutlich: Die durch die Metallgitter sichtbare riesige PKW-Garage bietet mit 447 Autos nur anderthalb mal so viel Fahrzeugen Platz wie die flächenmäßig recht kleine Rad-Garage.

Am Vrijthof wurde ein Teil der PKW-Garage umgewandelt in eine Rad-Garage mit 300 Stellplätzen mit separater Einfahrt

Maastricht bietet Parkinfrastruktur für alle Verkehrsarten

Neben Garagen für Räder existieren in Maastricht natürlich auch welche für Autos. Insgesamt stehen innenstadtnah ca. 5.000 PKW-Stellplätze in Garagen oder auf bewirtschafteten Parkplätzen bereit. Im Gegensatz zu Bonn muss man allerdings je nach Parkhaus oder -platz noch ca. 10 min zu Fuß in die Innenstadt gehen. Zum Vergleich: Bonn hat in direkter Innenstadtlage Parkhäuser für ca. 4.500 PKWs, also vergleichbar viele.

Interessant wird es, wenn man sich nun die Anzahl der Radstellplätze dazu ansieht. In Maastricht sind es in der Innenstadt ebenfalls etwa 5.000, davon gut 3.600 in den drei bereits erwähnten bewachten Garagen. Der Rest verteilt sich auf unbewachte Garagen sowie größere Parkplätze für Fahrräder mit Radbügeln zum Anschließen, z.B. direkt hinter dem Bahnhof. Es existieren in den Parkhäusern der Maastrichter Innenstadt also genauso viele Parkplätze für Radfahrende wie für Autofahrende. Das ist aus Sicht einer deutschen Stadt – auch Bonn – unfassbar.

In Bonn existieren aktuell 180 schwer erreichbare Rad-Stellplätze im Parkhaus Rabinstraße und 21 Stellplätze an den neuen Mobilstationen. Angekündigt sind 70 Stellplätze in der Stadthausgarage sowie 280 Stellplätze in den neuen Rad-Parkhäusern, die bis Ende 2023 errichtet werden sollen. Davon entstehen allerdings nur 112 Stellplätze in oder an der Innenstadt (Stiftsplatz, Frankenbad). Die restlichen Stellplätze entstehen am Bahnhof Beuel und am Konrad-Adenauer-Platz. Die Stellplätze in der Radstation am Hbf zähle ich nicht mit, da diese weitestgehend an Dauermieter vergeben sind und die Station in den Abendstunden für Tagesparkende bereits um 22 Uhr schließt.

In Bonn ergibt sich also ein Verhältnis von ca. 4.500 PKW-Stellplätzen zu großzügig gerundet ca. 400 Rad-Stellplätzen in den öffentlichen Garagen der Innenstadt. Für Autofahrende werden in der Bonner Innenstadt zehn mal so viele Stellplätze vorgehalten wie für Radfahrende.

Vor diesem Hintergrund erscheint die oben erwähnte Ankündigung der Stadt zum Bau der neuen Radparkhäuser zwar natürlich grundsätzlich gut, aber doch deutlich unterdimensioniert. Mehr als ein erster kleiner Schritt kann das nicht sein.

Belebte Innenstadt trotz teurem PKW-Parken

In den Maastrichter PKW-Parkhäusern zahlt man 3 € bis 4,50 € je Stunde, maximal aber 16 – 35 € (je nach Lage des Parkhauses). In den Rad-Garagen parkt man – wie bereits erwähnt – für die ersten 24 Stunden kostenlos. Es besteht also ein großer Anreiz, mit dem Rad statt mit dem Auto in die Innenstadt zu kommen. Trotz der im Vergleich zu Bonn hohen Parkgebühren für PKW (Bonn: 2 – 2,5 € je Stunde, abends deutlich weniger) ist die Maastrichter Innenstadt übrigens sogar wochentags voll. Allerdings merkt man deutlich, dass um die Innenstadt herum viel weniger Autoverkehr herrscht. In Maastricht gibt es wahrnehmbar weniger Verkehrslärm als in Bonn.

Maastricht bietet allen Verkehrsteilnehmern eine gut erreichbare Innenstadt: Autofahrenden und Radfahrenden durch gute Straßen bzw. Radwege und ausreichend Parkmöglichkeiten, Zufussgehenden durch breite, nicht zugeparkte Gehwege in der Stadt. Das scheint sich auszuzahlen.

Weitere Beobachtungen zum Thema Parken

Neben den Garagen lässt sich in Maastricht noch mehr zum Thema Parken beobachten. Auffällig ist z.B. wie wenige Falschparkende man in der Innenstadt und den umliegenden Straßen sieht. Grund dafür ist eine konsequente Einfahrtssperre in den Innenstadtbereich durch versenkbare Poller, die – neben Radfahrenden und Zufussgehenden – nur von Bussen des ÖPNV, von Taxen, Anwohnern und dem Lieferverkehr durchfahren werden kann.

Verkehrsberuhigte Innenstadt: Hier dürfen neben Radfahrenden und Zufussgehenden nur Busse, Anwohner-PKW und Lieferverkehr durch

Die Straßen um das Maastrichter Zentrum herum sehen deutlich einladender aus als in Bonn. Selbst Geschäftsstraßen, die mit dem Auto erreichbar sind, haben oft nur wenige bis keine PKW-Stellplätze am Straßenrand. Dadurch wird das Straßenbild enorm aufgewertet und die Gehwege können ausreichend breit sein. Man geht gerne dort an den Schaufenstern entlang. Es ist mir nach wie vor unerklärlich, wieso so etwas für den immer sehr autozentriert argumentierenden Bonner Einzelhandelsverband als undenkbar gilt.

Vergleichen Sie das folgende Foto gedanklich mal mit der Friedrich-Breuer-Straße in Beuel oder mit der Endenicher Straße im Endenicher Ortskern. Achten Sie insbesondere auf die Breite der Gehwege und auf die Möglichkeiten, die Straßenseite zu wechseln. Es ist kein Wunder, dass in den Bonner Straßen nicht so viele Passanten unterwegs sind, so wie die Straßen zugeparkt sind. Im Endenicher Ortskern bin ich aufgrund meiner Wohnlage zwar oft, aber eher ungern unterwegs. Es ist einfach nicht einladend, die Endenicher Einkaufsstraße zu Fuß entlang zu gehen. In Beuel ist es nicht anders.

So einladend können für den Autoverkehr freigegebene Geschäftsstraßen etwas abseits des Zentrums aussehen, wenn nicht überall Autos parken.

Eine weitere Beobachtung ist die Existenz von Radstellplätzen in Straßen mit PKW-Parkmöglichkeiten am Straßenrand -zumindest in zentrumsnahen Maastrichter Straßen. In Maastricht wechseln sich PKW- und Rad-Stellplätze regelmäßig ab. An mehreren Stellen der Stadt findet man auch explizit für Motorroller vorgesehene Stellflächen. Maastricht bietet in den Straßen für alle Verkehrsarten Parkplätze an. Das klingt banal, ist in deutschen Städten aber bisher völlig anders.

In Bonn hat zwar das Angebot an Fahrradbügeln in der Innenstadt zugenommen und bei komplett neu gemachten Straßen wie der Endenicher Allee hinter der Hosenbrücke entstehen auch wirklich Fahrradbügel. Trotzdem gibt es im weit überwiegenden Teil der Bonner Straßen nach wie vor keinen einzigen Stellplatz für Radfahrende. Man kann sich als Radfahrender in den meisten Bonner Straßen glücklich schätzen, wenn man eine freie Laterne findet.

Auch hier wäre – wie beim Thema Parkgaragen – eine deutliche Ausweitung der Anstrengungen in Bonn angesagt. Andere deutsche Städte machen es vor und setzen pauschal Programme zum Aufstellen von 5.000 – 10.000 Radbügeln auf. In Bonn muss je nach Stadtbezirk nach wie vor jeder neue Radbügel durch die politischen Gremien genehmigt werden. Das ist sehr zeitaufwändig. Ein Zustand wie in Maastricht mit Abstellmöglichkeiten für Fahrräder in der gesamten Stadt ist so nicht in akzeptabler Zeit erreichbar.

An vielen Straßen in Maastricht wechseln sich Stellplätze für Autos und für Fahrräder ab.

Zwei letzte Beobachtungen zum Thema Parken:

  • Fahrräder dürfen maximal zwei Wochen geparkt werden – sowohl in den Garagen als auch auf den Straßen. Darauf wird an jeder größeren Rad-Parkanlage mit einem gut sichtbaren Schild hingewiesen. Auch auf den Webseiten der Stadt ist dies deutlich herausgestellt. Das gefällt mir sehr gut. Es sind klar kommunizierte Regeln und es gibt der Stadt Handlungsmöglichkeiten, Fahrradleichen schnell zu entfernen, um den Parkraum nutzbar zu halten.
  • Wie auch in Utrecht gibt es in Maastricht zahlreiche Wegweiser, die den Weg zu den naheliegenden Fahrrad-Parkhäusern und -Parkplätzen anzeigen. Die Wegweiser zu den Rad-Parkhäusern zeigen dabei auch die Anzahl der aktuell freien Plätze an. In Bonn habe ich bisher leider keinen Wegweiser zum Rad-Parkhaus Rabinstraße gefunden.

Ausschilderung der Rad-Parkhäuser und -Parkplätze in Maastricht

Maas-Brücken als Vorbild für Bonn

Zweites Thema dieses Beitrags sollen Brücken für Radfahrende und Zufussgehende sein. In Bonn ist das seit einigen Jahren immer wieder Thema. Die Stadt hat sich gegenüber der Autobahn GmbH positioniert und möchte einen Radweg entlang des neu zu bauenden Tausendfüßlers. Auch eine zusätzliche Rheinquerung für Radfahrende und Zufussgehende zwischen Zweiter Fährgasse und Ringstraße taucht immer mal wieder als Idee auf. Für beide Ideen gibt es in Maastricht erstaunlich gut passendes Anschauungsmaterial!

In Maastricht gibt es fünf Brücken über die Maas (plus eine reine Eisenbahnbrücke, die für diese Betrachtung hier aber nicht relevant ist). Die südliche und die nördliche Brücke sind Schnellstraßen, vergleichbar mit der Nord- und der Südbrücke in Bonn. Am Nordende der Innenstadt gibt es eine mit der Bonner Kennedybrücke vergleichbare Brücke (Wilhelminabrug), über die Autofahrende, Radfahrende und Zufussgehende die Maas queren können. Zusätzlich existieren in der Innenstadt zwei dem Rad- und Fußverkehr vorbehaltene Brücken. Die eine davon ist die historische Sint Servaasbrug. Interessanter finde ich die zweite, etwas südlich davon liegende Hoge Brug.

Hoge Brug als Vorbild für neue Rheinquerung in Bonn

Die Hoge Brug ist erst 20 Jahre alt und damit ein recht gutes Beispiel, wie eine neue Rheinquerung nur für den Fuß- und Radverkehr in Bonn aussehen könnte.

Die Hoge Brug in Maastricht

Die Brücke ist trotz Zweirichtungsradweg und parallel verlaufendem breitem Gehweg lediglich 7,20m breit. Zum Vergleich: Die Bonner Kennedybrücke ist mit 26,80m knapp viermal so breit. Auch hat die Hoge Brug – im Gegensatz zu allen anderen Maastrichter Brücken – keinen Pfeiler in der Maas, sondern überspannt den Fluss vollständig. Anscheinend ist durch die schmalere und leichtere Konstruktion, die deutlich weniger Belastung aushalten muss als eine Brücke für den Autoverkehr, kein Pfeiler im Fluss notwendig.

Das lässt sich natürlich nicht 1 zu 1 auf Bonn übertragen, da die Maas nicht ganz so breit ist wie der Rhein. Aber es verdeutlicht eine viel zu wenig beachtete Tatsache: Infrastruktur für Zufussgehende und Radfahrende ist deutlich günstiger zu bauen als Auto-Infrastruktur. Außerdem sieht man schön, wie schmal eine neue Rheinquerung in Bonn werden könnte – trotz großzügigem Platzangebot für Radfahrende und Zufussgehende.

Links der Zweirichtungsradweg, rechts der Gehweg auf der Hoge Brug

Noorderbrug als Vorbild für Radweg am Tausendfüßler

Vergleichbar mit der Bonner Nordbrücke und dem Tausendfüßler ist in Maastricht die Noorderbrug – praktisch, dass sie den gleichen Namen trägt wie in Bonn. Über die Brücke führt eine autobahnartig ausgebaute Schnellstraße, die durchaus mit der A565 vergleichbar ist. Die Schnellstraße schließt am Ostufer nach wenigen hundert Metern an die niederländische A2 an und verbindet diese mit Maastrichts Westen und Belgien.

Neben den Autospuren verläuft sowohl auf der Noorderbrug selbst als auch im weiteren Verlauf auf einer Seite ein breiter Zweirichtungsradweg – genauso, wie die Stadt Bonn ihn für den Neubau des Tausendfüßlers fordert. Der Weg ist grundsätzlich ähnlich dem Radweg auf der Bonner Südbrücke aber deutlich breiter.

Breiter Zweirichtungsradweg an der Schnellstraße über die Noorderbrug in Maastricht

Der Radweg bietet eine schnelle, direkte und kreuzungsfreie Radverbindung vom Maastrichter Osten in den Westen und ins Zentrum. Schneller kommt man anders mit dem Fahrrad nicht durch die Stadt. Direkte, kreuzungsfreie Wege sparen halt wirklich einiges an Zeit. Es ist seltsam, dass wir solche Wege in Deutschland nur Autofahrenden zugestehen wollen. Die Verbindung in Maastricht ist Teil des Radschnellwegs Sittard – Maastricht und wurde erst vor ca. 5 Jahren gebaut.

In Bonn würden durch einen vergleichbaren Radweg an der A565 sowohl die östlichen Bonner Stadtteile als auch Sankt Augustin und Niederkassel besser an den Bonner Westen und das Zentrum angebunden. Eine vergleichbare Radwegqualität und vor allem Geschwindigkeit wird mit einer Führung durch die Straßen der Innenstadt aufgrund ständiger Richtungswechsel und Kreuzungen nicht zu erreichen sein.

In Maastricht kann man auch gut sehen, wie die Ingenieure das Thema Autobahnabfahrten gelöst haben. Diese müssen ja irgendwie den Radweg kreuzen. Die Abfahrt sinkt auf einer Rampe neben dem Radweg ab, bevor sie dann unter ihm hindurchgeführt wird. So ist auch mit Radweg eine kreuzungsfreie Autobahnabfahrt möglich. Genauso könnte man es auch am Tausendfüßler realisieren. Ein wirklich schön erlebbares Anschauungsbeispiel für die Forderung der Stadt Bonn.

Ganz links die Autospuren, dann die Autobahnabfahrt, die abtaucht und im weiteren Verlauf unter dem Radweg entlang führt.

Letzte Beobachtungen in Maastricht

Ein Thema, das ich – wie auch bereits in meinem Bericht aus Utrecht – ansprechen muss, sind niveaugleiche Einmündungen. Hinter diesem seltsam klingenden Begriff verbirgt sich die Idee, bei Seitenstraßen, die ein eine Hauptstraße münden, den Gehweg der Hauptstraße einfach durchzuziehen, so dass Fußgänger nicht den Bordstein hinab und wieder hinauf gehen müssen. Dies ist nicht nur für mobilitätseingeschränkte Menschen ein deutlicher Gewinn, sondern macht die Fortbewehung Fuß in einer Stadt unfassbar viel angenehmer.

Durch den aus Sicht des Autofahrenden vorhandenen Buckel und die deutlich kleineren Kurvenradien sinkt die Abbiegegeschwindigkeit von Autos, was Unfälle deutlich unwahrscheinlicher macht. Außerdem wird durch die Gestaltung der Straße allen Beteiligten direkt klar, dass Zufussgehende an der Hauptstraße Vorrang vor abbiegenden Autos haben. Die gebaute Infrastruktur verdeutlicht hier die Verkehrsregeln perfekt.

Niveaugleiche Einmündung einer Seitenstraße von der Hauptstraße aus gesehen.

Die gleiche Einmündung von der Seitenstraße aus gesehen.

Auch andere aus Utrecht bereits bekannte Punkte wie breite, baulich getrennte Radwege und gut angelegte, für Radfahrende ruckelfreie Kreuzungen finden sich in Maastricht wieder. Dabei findet sich solche Infrastruktur in Maastricht eher am Stadtrand. Das Zentrum kommt in weiten Teilen ohne separate Radwege aus, da es sowieso fast vollständig verkehrsberuhigt ist, dort also sehr wenige Autos fahren.

Eine ernsthaft für Radverkehr geplante Kreuzung am Stadtrand ohne ruckelige Kanten auf dem Radweg.

Radunterführung unter einer Schnellstraße am Stadtrand

So einfach kann eine sichere bauliche Trennung zwischen Autospur und Radweg sein.

Fazit

Maastricht ist für Bonn in Sachen Radverkehr aus meiner Sicht ein gutes Vorbild. Es ist nicht die Über-Fahrradstadt wie Utrecht, deren hervorragende Infrastruktur fast unerreichbar scheint. In Maastricht kann man sehen, wie man durch wenige konsequent umgesetzte Maßnahmen wie Verkehrsberuhigung im Zentrum, Schaffung von ausreichend Parkraum für Radfahrende und entsprechende Ausschilderung das Fahrrad zu einer ernsthaften Alternative für viele Menschen machen kann.

Außerdem ist Maastricht aufgrund seiner sehr hohen Ähnlichkeit zu Bonn (Fluss, Verlauf der Hauptverkehrsstraßen um das Zentrum) ein gutes Beispiel, um sich real anzusehen, wie einiges in Bonn in zehn Jahren aussehen könnte. Dafür kann man auch mal die nur gut 120 km fahren. Als Inhaber eines Deutschlandtickets kommt man sogar für knapp 7€ hin. Und wenn man dann schon mal da ist, kann man direkt eine leckere Portion holländische Fritten essen!

geschrieben von Martin P.

3 Kommentare

  • Frank Laufenberg sagt:

    Mega toller Bericht, besonders gute Vergleiche zur Bonner Verkehrsinfrastruktur und dem was man daraus machen könnte, auch die Fotos aus Maastricht zeigen die Lösungsmöglichkeiten sehr anschaulich.
    Hoffentlich kommt es auch bei den Verantwortlichen an…

    • Petra Niesbach sagt:

      Der Bericht ist wirklich sehr anschaulich. Vielen Dank. Ich denke: Eine attraktivere Infrastruktur für Radfahrende wirkt sich auch für Autofahrende aus dem Umland positiv aus, denn sie müssen weniger mit Innenstädtern um Parkplätze konkurrieren. Ich frage mich nur, wann Politik und Handel diese Vorteile auch sehen.

  • Manfred Unruh sagt:

    Ein sehr ansprechender Faktencheck, der zeigt wie einträchtig die verschiedenen Verkehrsarten nebeneinander existieren können; auch der ÖPNV ist dort optimiert.

    Hier wird großen Wert auf Trennung und dadurch Sicherheit der
    einzelnen Verkehrsteilnehmer gelegt (Fahrradfahren in der Einkaufszone Innenstadt ist zum Beispiel untersagt).

    Neben der guten Infrastruktur gibt es die dazu passende Information
    unter:
    mastrichtbereikbaar.nl.

    Viel Spaß allen zukünftigen Urlaubern

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