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Umgestaltung der Adenauerallee: wie wirkt es sich auf die Geschäfte aus?

In der öffentlichen Diskussion zur Umgestaltung der Adenauerallee ist immer wieder zu hören, dass eine geschützte Radspur sich negativ auf die dort ansässigen Geschäfte auswirken könne. Aber stimmt das wirklich? Wir haben mit einem Ladeninhaber auf der Adenauerallee über Erreichbarkeit, Warenanlieferung und Aufmerksamkeit durch Kunden gesprochen.

Interview mit Jonas Wolfes von Wolfes & Wolfes

Das Interview führte Sonja Thiele mit dem Inhaber Jonas Wolfes von Wolfes & Wolfes am 28.7.2023. Anlass war die Radentscheid-Aktion auf der Adenauerallee, bei der wir für die Dauer von zwei Stunden eine geschützte Pop-Up-Bikelane zwischen Hofgarten und Weberstraße eingerichtet haben.

Sonja Thiele: Wir haben heute die Aktion mit der geschützten Pop-Up-Bikelane auf der Adenauerallee direkt vor deiner Tür. Vielleicht kannst du kurz sagen, wo wir hier gerade sind?

Jonas Wolfes: Wir sind hier im Ladengeschäft Wolfes & Wolfes an der Adenauerallee. Wir sind ein kleines, inhabergeführtes Geschäft für Naturmatratzen, Naturbettwaren und Futons und sind hier seit ca. 13 Jahren ansässig, insgesamt gibt es uns seit 37 Jahren in Bonn.

Sonja: Wie bewertest du die Idee eines geschützten Radwegs auf der Adenauerallee und die Aktion mit der Pop-Up-Bikelane heute?

Jonas: Ich finde, das ist eine super Idee. Wir sind dieser Aktion grundsätzlich sehr positiv gegenüber eingestellt.

Sonja: Wie denkst du, wird es sich auf die Erreichbarkeit des Geschäfts auswirken, wenn es auf der Adenauerallee einen dauerhaften geschützten Radweg geben wird?

Jonas: Grundsätzlich in keinem Sinne negativ, ich würde eher sagen positiv. Wir haben eigene Parkplätze im Hinterhof, die weiterhin genutzt werden können. Eine geschützte Radspur würde sich eher positiv auf die Aufmerksamkeit auswirken, die unserem Ladengeschäft entgegengebracht wird. Das liegt daran, dass das Tempo der Radfahrenden, die hier vorbeifahren, gemächlicher ist als das des Autoverkehrs, diese potenziellen Kund*innen nehmen uns also besser wahr.

Sonja: Wenn auf der Adenauerallee dauerhaft eine geschützte Radspur eingerichtet wird, wie bekommst du dann deine Ware?

Jonas: Unsere Ware wird mit Lkw angeliefert, wir haben natürlich Speditionen, die uns beliefern. Es ist ja geplant, dass die Stadt Lieferzonen dafür einrichtet. Wenn diese Lieferzonen nicht direkt vor dem Ladengeschäft wären, wäre das für uns eigentlich logistisch kein Problem, da wir eigene Hubwagen haben und ein großes Lager im Hinterhof.

Sonja: Vielen Dank für das Gespräch!

4 Kommentare

  • Rainer Bohnet sagt:

    Vielen Dank für diesen Beitrag. Wenn man nüchtern und sachlich nachdenkt, ist die Umgestaltung der Adenauerallee weder der Untergang des Abendlandes noch des Einzelhandels.

  • Sigi Casper sagt:

    Auf der Adenauerallee ist eine Spur für den Autoverkehr und eine vollwertige für den Radverkehr eine sehr gute Lösung – und zwar für alle! Es fallen nämlich viele gefährliche Überholmanöver und dann nachfolgende Wartezeiten an der roten Ampel weg. Ebenso der lästige Stau am Koblenzer Tor! Und Radfahrende bewegen sich hier endlich sicherer.
    Das Gejammer der an der Vergangenheit orientierten Geschäftsleute verstehe ich nicht. Die City wird auch so gut erreichbar sein für alle, die nicht aufs Auto verzichten wollen oder können. Parkgaragenplätze sind hierfür das Thema und die gibt es doch. Außerdem fährt die Stadtbahn da hin! Geschäftsleute müssen sich heutzutage mit Konzepten im Umgang mit dem Internet (Webseiten-Auftritt, Bestell- und Lieferservice usw.) sowie der Gestaltung der Attraktivität des eigenen Ladens auseinandersetzen. Die Zukunft liegt auch hier in der Aufenthaltsqualität – virtuell und noch mehr real!

  • Axel Böhmer sagt:

    Die Argumentation, dass eine geschützte Radspur Kunden vom Einkaufen abhält, sieht Radfahrer offenbar nicht als potentielle Kunden an.

    • Moritz Tengelmann sagt:

      Für die Anwohner:innen der Adenauerallee führen die neuen Ladezonen zu noch weniger Parkmöglichkeiten. Dauerhafte Stellplätze sind nicht zu bekommen (auch wenn man bereit ist dafür 150 EUR im Monat zu zahlen). Die Bewohnerparkausweise helfen bei dem neuen Konzept auch nur bedingt, da die Ladezonen auch am Wochenende erst nach 18 Uhr beparkt werden dürfen. Vielleicht wäre es sinnvoll, wenn die alten Parkmöglichkeiten an der Zweiten Fährgasse und am Rhein wieder aufleben würden (auch wenn dann in der Testphase auf die 3, Fahrspur für die Radfahrer verzichtet werden müsste).

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